Müll erzählt Geschichten

Wo gelebt wird, bleiben Spuren – Müll erzählt viele Geschichten

Müll, Fundstücke und Naturmaterial haben eines gemeinsam – sie sind Lebenszeichen. Denn wo gelebt wird, bleiben Spuren. Müll erzählt Geschichten. Während uns gefundenes Naturmaterial begeistert, fragen wir uns beim Abfall, ob die Dinge achtlos liegen gelassen wurden. Ob sie vom Winde verweht oder gar aus dem Auto geworfen wurden? Darüber können wir spekulieren oder auch uns ärgern. Ich möchte aber bei meinem Müllkunstprojekt, dass in der Pandemie begann und mich fortan begleitet, das kreative Potential des Mülls in den Vordergrund stellen. Müll ist ein freundliches Wort, das habe ich euch ja bereits gezeigt. Ein Wort das lächelt. Wie sehr mich diese Entdeckung begeistert! Vor allem, weil dieses Wort etwas bezeichnet, was wir Menschen als absolut negativ besetzen: Abfall, Unrat, Unerwünschtes.

Müll ist ein Wort mit einem Lächeln. Das liegt am Buchstaben "Ü" mit seinem lächelndem Mund und den runden Augen.

Warum ausgerechnet Müll?

Es gibt viele gute Gründe, sich künstlerisch mit dem Thema Müll auseinanderzusetzen und diese sind einige von meinen:

  • Müll sammeln schützt die Umwelt
  • Müll ist ein Wort mit einem Lächeln
  • Müll ist vielfältig
  • Müll ist farbenfroh
  • Müll ist Material
  • Müll inspiriert
  • Müll erzählt Geschichten

Geschichtenerzähler

Der letzte Punkt auf der Liste ist auf jeden Fall ein ganz zentraler Aspekt meines Müllkunst-Projekts. Herumliegender Müll verrät einiges über unsere Gewohnheiten. Er erinnert uns auch an unsere schlechten Gewohnheiten. Er erzählt aus dem menschlichen Leben, denn Müll ist menschengemacht. Tiere und Pflanzen produzieren keinen Müll. Der Müll zeigt uns, welche Orte im öffentlichen Raum gern genutzt werden zum Treffen, Essen, Trinken, Rauchen, Spielen. Er erzählt auch, dass wir in diesem Jahrhundert ein massives Müllproblem haben. Plastik ist an allen Orten zu finden, auch tief unten im Meer.

Um nicht zu verzweifeln, sammle ich weiter und denke an das lächelnde Wort. Ich möchte diese Projekt auf keinen Fall mit erhobenem Zeigefinger angehen, sondern mit Neugier und Experimentierfreude. Manchmal bringen mich die Funde einfach zum Lächeln. Wie zum Beispiel diese blaue Socke. Hat die sich wohl extra für mich so hingelegt? Oder vielleicht gar nicht für mich, sondern für meine Freundin @kreasanne die auf ihren Spaziergängen so gern Herzensfunde fotografiert?

Aus Müll entstehen Geschichten

Meine Gestalten aus Müll erzählen eigene Geschichten. Vor allem aber laden sie die Betrachtenden zum Geschichtenerzählen und Nachdenken ein. Was ist das für ein Wesen, wo kommt es her? Woraus ist es gemacht? Kenne ich das Ding nicht von irgendwoher? Als Müllgestalt kehrt mein gesammelter Müll in seine ursprüngliche Umgebung, das Dorf Nottuln, zurück. Erst auf den zweiten Blick sind die Müllbestandteile der Gestalten zu erkennen. Durch das Reinigen und die Verwandlung in ein Wesen verliert der Müll seinen Schrecken und entwickelt ein ganz eigenes Leben…


Wie aus der Pistole ein Paradiesvogel wurde

Finden, sammeln, waschen, sichten, ordnen, spielen – die kreative Auseinandersetzung mit dem Müll ist ein vielschichtiger Prozess. Die Augen entdecken die Fundstücke, die Hände sammeln sie ein. Bevor aus den Müllfunden ein Wesen entsteht, geht jedes Teilchen mehrfach durch meine Hände und wird dadurch erst zum Material. Durch Sichten und Ordnen verschaffe ich mir einen Überblick. Danach kommt das Spiel mit dem gewonnenen Material. Das ist ein bißchen wie Puzzeln – ich suche mir zunächst intuitiv ein Teil aus, mit dem ich beginnen möchte oder zu dem ich eine Assoziation habe. Dann wird ergänzt, zusammengelegt, geschoben und probiert. Danach wird das zusammengelegte Müllwesen geklebt, verdrahtet, oder geschraubt. Zum Schluss kommt manchmal noch ein wenig Farbe zum Einsatz.

Manche meiner Müllwesen sind zerbrechlich. Wenn sie mich bei Wind und Wetter auf meinen Müllkunst-Exkursionen begleiteten, kann es passieren, dass sich ein Teilchen löst. Sie werden aber anschließend in der Müllkunst-Ambulanz behandelt und wieder in eine präsentablen Zustand versetzt. Seht ihr die kleinen Unterschiede beim Paradiesvogel?


Mach Kunst aus Müll!

Möchtet ihr jetzt vielleicht auch direkt loslegen, Müll sammeln und daraus ein Müllkunstwerk gestalten? Es würde mich freuen, wenn ich euch inspiriert habe! Viele Kinder, die in meine Atelier kommen, sind ganz begeistert von der kleinen Mülljungfrau, die in Bgelitung von Fischen und Seepferdchen über dem großen Arbeitstisch schwebt. Auch der Fußballvogel findet große Bewunderung. Bestimmt findet ihr in eurer Gegend ebenfalls interessantes Material für ein Müllunstwerk. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, auf meinen Wegen zu Fuß immer einen Sammelbeutel mitzunehmen. Ist der Beutel voll, wird gewaschen.

Müllwasch-Ausrüstung

  • Schüssel
  • Spüli
  • Spülbürste
  • Nagelbürste
  • Zahnbürste
  • Spülhandschuhe
  • Eimer zum Klarspülen
  • Durchschlag zum Abtropfen
  • Handtuch zum Trocknen

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Inspiration aus dem Kinderbuch

Das Bilderbuch „Herr Krake räumt das Meer auf“ ist eine schöne Inspiration zum Thema Umgang mit dem Müll. In dieser Geschichte kommen die Meerestiere auf eine wirklich kreative Idee zur Lösung ihres Müllproblems. Das Buch erschien 2020 bei anette betz im Uebereuter Verlag, ISBN 978-3-219-11875-9. Die Geschichte hat Barbara Rose geschrieben und von Katharina Sieg stammen die wunderbaren Illustrationen.


Viel Spaß beim Müllsammeln wünscht euch

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